Angenehme Aktivität

Es ist Wochenende. Wir haben kein Programm, zwei Tage von 8:00 bis 20:00 Uhr zur freien Verfügung.

Wochentage sind durchstrukturiert. Durch Mahlzeiten, Medikamentenausgaben, Therapieeinheiten. Ich habe die Struktur zu schätzen gelernt. Sie unterteilt die Tage in absolvierbare Einheiten, Zwischenräume erhalten einen Wert, maximal genutzt und ausgekostet. Äußere Struktur mindert meinen eigenen Gestaltungsanspruch und erhöht – so paradox – geistige Fokussierung und Produktivität.

Die Wochenenden. Zwei Tage ohne Struktur, rückübertragene Gestaltungsleistung an das Selbst. Das verordnete Gegenmittel: Der Wochenendstrukturplan. Bereits donnerstags muss sich festgelegt werden, was wir zu tun gedenken. Vormittags, nachmittags, abends. Auswirkungen auf Therapieziele, Risiken und Handlungsstrategien definieren. Der Plan wird von der Oberärztin persönlich freigegeben.

Wir sollen angenehme Aktivitäten einplanen. Selbstfürsorge heißt das hier. Zur Inspiration gibt es eine Liste. Die Aufzählung amüsiert und brüskiert mich:

Angenehme Aktivität

Moment.

Klar, kann sein, dass die Liste die Strafarbeit eines Praktikanten ist. Kann auch sein, dass der Autor seine Hobbies aufschreiben wollte. Es kann aber auch sein, dass die Existenz der Liste einen Bedarf bezeugt. Einen Bedarf, der die Lebensrealitäten meiner Mitpatienten mehr widerspiegelt als ich zu sehen bereit war.

Ich schaue mir die Liste nochmal an. Ich bin dankbar.

Heute fahre ich meine Familie besuchen.

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