Silly Olympics

Stress auf der Station. Nachdem Niels gegangen worden ist, schwelt der Konflikt weiter. QEs gegen DBTler. Der Kampf der Knöpfe lässt sich wie folgt beschreiben:

Die QEs kommen für eine dreiwöchige Entgiftung hierher. In ihrer Selbstwahrnehmung sind sie, abgesehen von dem kleinen Drogenproblem, physisch und psychisch gesund. Die DBTler, Kennzeichen vernarbte Unterarme, sind die ernsthaft Gestörten. Das ständige Mantra dient der Abgrenzung und Selbstvergewisserung der eigenen geistigen Stabilität. Externalisierung innerer Konflikte. Ein Lehrstück der Etablierten-Außenseiter-Konstellation: Niels entdeckt zwei Unterarmnarben bei einem seiner Jünger. Der Ausschluss aus der Gruppe droht („Du bist ja genauso krank wie die“). Die Rechtfertigungen des Ertappten waren mitleiderregend.

Im 12wöchigen Programm der DBTler stehen Selbstreflektion, Frustrationstoleranz, Umgang mit Gefühlen, dialektisches Denken. Man wird sensibilisiert für seine eigenen und die Bedürfnisse anderer. Es liegt zudem in der Natur von emotional instabilen Persönlichkeiten Abwertungen und Stigmatisierungen nicht ganz so sportlich zu nehmen. Man lernt hier sich zu öffnen, Gefühle zuzulassen. Man macht sich verletzlich. Sich von entzügigen Alkis da reingrätschen zu lassen, führt zu empfindlichen Gegenreaktionen. Ausdrucksmittel: Aggressionen. Aggressionen. Auch so eine Baustelle hier. Die Zahl der Vorstrafen wegen Körperverletzung dürfte sich in beiden Gruppen die Waage halten. Meinen erholsamen Kuraufenthalt hatte ich mir anders vorgestellt.

Anstelle von Ruhe und Entspannung befinde ich mich im Wettstreit der mental Versehrten um die Deutungshoheit von Normalität und Verrücktheit. Ausgetragen in Verteilungskämpfen um Essen, Sitzordnung, Regeln, Raumaneignungen. Es ist wie im Irrenhaus. Welch‘ Überraschung.

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